Kirchengeschichte der Protestantischen Kirche in Lohnsfeld

Protestantische Kirchengeschichte

Protestantische Kirchengeschichte
- Kirchlein St. Jakobus d. Ä. in Lohnsfeld

Niemand weiß genau, wann der erste Siedler sich auf dem „Feld des Login" niederließ. Aus dem Namen Lohnsfeld können wir jedoch schließen, dass es 800 n.Chr. gewesen ist. 1190 wird Lohnsfeld erstmals in einer Urkunde genannt. „Kunradus sacerdos de Loginsfeld", der Priester Konrad von Lohnsfeld, wirkte damals als Zeuge bei einem Vertragsabschluß mit. Nahe der jungen Siedlung führte eine alte Hochstraße vorbei. Schon die Kelten sind wohl auf ihr durch das Land gezogen. Für die Römer war sie eine der wichtigsten Verbindungen ihrer Garnisonsstadt und Festung Mainz mit dem römischen Gallien. Auch die Franken drangen entlang dieser Straße ins Innere unserer heutigen Pfalz vor. Bis zum Bau der neuen Kaiserstraße im 19. Jahrhundert blieb sie die Hauptverbindung zwischen dem Raume Mainz und Frankreich. Bei Alsenbrück überquerte sie die Alsenz und zog über den Schorlenberg zum Heuberg, um über dessen Hochfläche nach Mehlingen - Alsenborn zu führen. Eine andere vorgeschichtliche Straße zweigte in der Nähe des Höringer Hinkelsteines von der Route Kaiserslautern - Heiligenmoschel - Bad Kreuznach ab, zog an Potzbach vorbei durch Lohnsfeld und hinauf zur Ost-Weststraße auf dem Heuberg. Seiner Lage an wichtigen Straßen verdankt Lohnsfeld wohl das Patronat des Jakobus. Nach der Legende wurden seine Gebeine zum Schutz vor anrückenden Mohammedanern nach Spanien überführt. Zwischen 824 und 829 hat man sie - oder was man dafür hielt - bei Iria Flavia (Compostella) gefunden. Im Mittelalter, bis ins 19.Jahrhundert hinein, nahm man an, Jakobus habe in Spanien missioniert. Im Kampf gegen die Mauren wurde er als "Maurentöter" verehrt, der hoch zu Ross mit Banner und Schwert in die Kämpfe zur Rückgewinnung Spaniens für die Christen eingriff.

Das Grab des Apostels in Santiago de Compostella wurde neben Rom und Jerusalem rasch zum bedeutesten Wallfahrtsort der Christenheit. Schon im 10.Jahrhundert war der Strom der Pilger dorthin beachtlich. Er wuchs im 11. und 12.Jahrhundert für unsere heutige Begriffe unvorstellbar an. Um das Jahr 1000 setzte auch eine Welle der Kloster- und Kirchengründungen zu Ehren des Jakobus ein. In der Stauferzeit wurden noch mehr Jakobuskirchen gebaut. Ihr Platz war meistens an Berg- oder Passstraßen, aber auch in der Nähe von Ritterburgen.

Schutzpatron JakobusSo grüßt er auch von einer Nische über der Tür des St. Jakobuskirchleins in Lohnsfeld. Die in unseren Tagen renovierte Figur wurde 1744 gesetzt. Damals gehörte Lohnsfeld zu 3/4 zur Grafschaft Falkenstein und damit zum Hause Habsburg. Der milde auf seiner Nische herab lächelnde Jakobus des 18.Jahrhunderts: Vor dem Leib hält er einen langen Wanderstab, an der Seite hängt seine Wandertasche, seinen Mantel hat er um die Schulter gelegt und an seinem Hut trägt er Pilgermuscheln. Auch ohne die Inschrift "S. Jakobus" wäre er leicht zu erkennen.

Jakobus galt als der Schutzpatron der Ritter, verschiedener Berufsstände (Apotheker, Hutmacher, Wachszieher) und vor allem der Pilger. Auf Bildern wurde er in unserem Gebiet seit dem 14.Jahrhundert meist dargestellt mit Wanderstab und Tasche, dem Pilgergut auf dem Kopf und an ihm oder auf dem Mantelumhang sein Zeichen, die Pilgermuschel.

Nachdem unser Gebiet im 16.Jahrhundert reformiert worden war, gab es jetzt wieder viele Katholiken, die ihren Glauben gerne öffentlich bezeugten. Auch in Winnweiler und Schweisweiler wurden im 18. Jahrhundert Figuren des Nepomuk aufgestellt. Allerdings war die Landesherrin Maria Theresia keine Freundin der Wallfahrten nach Compostella. Sie verbot sie offensichtlich aus wirtschaftlichen Gründen. Man sollte die Gnadenstätten und Wallfahrtsorte in ihrem Reich aufsuchen.

Auch wirtschaftlich war der Wallfahrtskult von großer Bedeutung. Zahlreiche Pilgerherbergen und Pilgerhospize entstanden, oft von Jakobusbrüderschaften gegründet und unterhalten. Auch besondere Wege- und Brückenbaugenossenschaften gab es.

Auch unser Kirchlein könnte überörtliche Bedeutung gehabt haben. Dafür spricht der Name "Jakobstraße" für die nach Lohnsfeld ziehende Ortsstraße in Winnweiler. Nach dem protestantischen Kirchenbuch und der Jahreszahl über der Tür ist das Jakobuskirchlein 1602 erbaut worden. Teile des Chorraumes mit dem Ostfenster sind freilich gothisch, also älter; je neben der Tür steht ein mit romanischer Steinmetzarbeit verzierter Stein. Das Alter der Steinsäule dürfte bis ins 12.Jahrhundert zurückgehen.

Dass dieses Kirchlein älter ist, zeigt eine Karte aus dem Jahre 1518, wo eine Kirche oder Kapelle eingezeichnet ist. Einen weiteren Beweis für diese Theorie liefert der Familienname Schleffer (Schläfer), denn für das Jahr 1558 ist ein solcher als Kirchengeschworener in Lohnsfeld belegt.

 

Bau / Errichtung des Kirchlein in Lohnsfeld

Bau / Errichtung des Kirchlein in Lohnsfeld

Nirgends ist urkundlich festgehalten, aber die Lohnsfelder wissen es genau: Das Kirchlein wurde in der Nähe des Schmitterhofes am Einsiedlerberg abgetragen und Stein für Stein in Lohnsfeld wieder aufgebaut. Der Einsiedlerberg wird auf der amtlichen Karte „Mäusling" genannt. Über ihn zieht die Grenze der Gemarkung Lohnsfeld - Wartenberg-Rohrbach und Baalborn. In dem Weistum von 1518 wird von einem Grenzpunkt „Meinsiedlerborn" gesprochen. Man nennt den Berg noch heute „Mesiedler" - oder „Meslingerberg". Nahe dem Waldrand, am Hang gegen den Schmitterhof zu, gibt es eine Stelle, auf der neben Wildkirschen eine Edelkastanie wächst, ein Zeichen für ein relativ günstiges Klima. Wäre das ein Platz für einen Einsiedler gewesen? Es ist nicht selten, dass eine Kirche außerhalb einer Ortschaft stand und später „ins Dorf" geholt wurde. Gerne benutzte man die Bauteile einer alten Kirche, um ein neues Gotteshaus zu errichten. Die Erzählung der Lohnsfelder dürfte deshalb schon stimmen, wenn auch die Tür und die meisten Fenster dem Stil um 1600 entsprechen, die alte Kirche also nicht genau nachgebildet wurde.

Errichtung KirchleinSchade, dass wir nicht mehr von der alten Kirche wissen. Wo hat sie gestanden? Wurde in ihr schon St. Jakobus verehrt? Wohnte wirklich ein Einsiedler in ihrer Nähe? Gab es früher in Lohnsfeld eine andere Kirche?

Das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler (Dehio, 1972) beschreibt unsere Kirche so:
„Dreiseitig geschlossener, ehemals gewölbter spätgotischer Chor mit Maßwerkfenster, am Strebepfeiler der Südseite Reliefkopf. Langhaus Anfang des 17. Jahrhunderts (Südportal bez. 1602) mit nachgotischen Maßwerkfenstern. Über dem Südportal Nische mit Jakobusfigur 1744.
Warum aber ist unter dem Sockel mit der Inschrift noch ein Sockel mit dem Platz für eine weitere Inschrift? Ist der zweite Sockel beigefügt worden, weil die Figur zu klein war? Stand hier früher eine andere Figur, die beim Neubau der Kirche 1602 weggelassen wurde, weil die Lohnsfelder damals evangelisch waren? Als Kanzelfuß diente bis zur Renovierung im Jahre 1977 eine spätromanische, nicht ganz vollrunde Steinsäule, welche gut dreihundert Jahre älter datiert wird."

Neben der Tür steht der romanische Stein. Am Kopf seiner jetzigen Westseite trägt er eine Inschrift, die bisher nicht entziffert ist. Im flachen Kopf ist eine Vertiefung eingehauen, die zur Südseite ein Verbindungsloch hat. Dort, in der geraden Südseite, läuft eine Rinne abwärts. An Kopf und Fuß ist der Stein rechteckig. Dazwischen läuft die nicht ganz vollrunde Säule. Bis zur Renovierung der Kirche stand die Säule unter der Kanzel. Welche Aufgabe der Stein früher hatte, ist ungewiss. Das Alter der Steinsäule wird auf 12./13. Jahrhundert datiert.

An der Kanzel streckt uns eine Hand ein Kruzifix entgegen. Früher steckte es frei zwischen den Fingern der Hand, heute ist es befestigt. An einem schlichten Kreuz hängt unter dem INRI-Schild der magere Körper des Gekreuzigten. Ob das Kreuz früher über den Schmuck der Kirche hinaus von Bedeutung war? Etwa bei Prozessionen oder beim Austeilen der letzten Ölung.

Im Innern der Kirche fällt auf, dass eine Sakramentsnische fehlt, während eine Lavabonische (lat. ...ich werde waschen) eingebaut ist. In unseren gotischen Kirchen wurde in einer Nische an der Nordwand des Chores das „Sakrament", das in den Leib Christi verwandelte Brot, aufbewahrt. An der Südseite war eine weitere Nische für die Gerätschaften zum Waschen der Hände des Priesters, oft auch mit einer Öffnung zum Abfluss des Wassers. Diese letztere Nische ist in der Lohnsfelder Kirche da, während eine Sakramentsnische fehlt. Es ist anzunehmen, dass die Protestanten beim Aufbau ihrer neuen Kirche die Sakramentsnische der alten Kirche wegließen, um zu zeigen, dass sie für Protestanten, die ein anderes Abendmahlverständnis haben, überflüssig ist. Trotzdem werden die Kirchenbesucher auf die Sakramente hingewiesen. Bunt und modern haben sie die Glasmalereien des gotischen Ostfensters vor sich. Links vom Betrachter aus gesehen ist die Taufe symbolisiert. Eine Taube, Sinnbild der Wellen, die sich mit den Wellen des Wassers schneiden, zeigen das Wirken des heiligen Geistes. Im Wasser tummeln sich Fische. Der Fisch ist ein altes Zeichen für Christus, der uns gesagt hat, dass wir aus Wasser und Geist wiedergeboren werden müssen, um das Reich Gottes zu erlangen. In der anderen Fensterhälfte ist eine Rebe mit Blättern und Früchten dargestellt. Darunter steht ein von Ähren verdeckter Kelch und ein Teller mit Brot. 

Pfeiler MaskeAn einem der Pfeiler an der Südseite des Chores ist nicht nur ein Reliefkopf ausgehauen, auf dem Absatz darunter stehen auch Füße. Es sieht aus, als sei hier ein Mann eingemauert.

Um eine Heiligenfigur kann es sich kaum handeln. Es ist kein Heiliger bekannt, der so dargestellt wird. Bei dem ausgesprochen harmonischen Gesicht des Kopfes ist auch schwerlich an eine sogenannte mittelalterliche Schreckmaske zu denken. Solche Masken, meist Fratzen, sollten Dämonen abwehren.

Ob der alte Zauberglaube hier zum Ausdruck kommt, nach dem in einem Bau zu dessen Schutz ein Lebewesen eingemauert werden muss? Oder wollte der Baumeister sich verewigen? Vielleicht soll uns der Mann im Stein aber auch das vorhalten; Die Kirche besteht nicht aus Steinen. Sie ist keine Organisation. Sie ist gebaut aus lebendigen Menschen. Sie machen die Kirche aus. So, wie sich Menschen in die Kirche einbauen lassen, so wird die Kirche aussehen.

Am Fuße des Pfeilers steht ein altes Barocksteinkreuz, das uns daran erinnert, dass auch in Lohnsfeld früher der Friedhof um die Kirche herum war. Am Kreuz, dem Zeichen des Todes, strebt eine Gestalt nach oben, die die Auferstehung symbolisiert. Nach neuesten Erkenntnissen stellt dieses Kreuz ein Jakobskreuz dar mit dem Gekreuzigten in der Mitte und an den drei Enden eine Muschel. Solche Kreuze sind in Spanien häufig zu finden, wird doch Jakobus als Schutzpatron des Landes verehrt. Während des 30jährigen Krieges im Jahre 1619 wurden fast alle umliegenden Orte, von den spanischen Soldaten des General Spinola, verwüstet und gebrandschatzt. Lohnsfeld verdankt es wohl diesem Kreuz und dem heiligen Jakobus, dass sie dieses Schicksal der anderen Ortschaften nicht teilen mussten.

Ein weiteres Todesmal finden wir im Inneren des Chores. Dort ist an der Nordwand eine Gedächtnisplatte aus dem 18. Jahrhundert eingelassen. Auf ihr wird in lateinischer Sprache an den 1724 verstorbenen 5 jährigen Knaben Christoph Daniel Wölbius erinnert. Nachfolgend die deutsche Übersetzung:

"Gott sieht auf die ganze Welt" Wanderer, Betrachte, verachte nicht die Schicksale des Knaben bester Hoffnung, des Christoph Daniel Wölbius von den ehrenwerten Eltern Ehrenfried Wölbius als Vater und Sophia Catharina, geb. Jakob als Mutter. In Crucenacum (Kreuznach) am 22. Sept. 1718 geboren, nach der Sitte vom Gatten seiner Großmutter Anna Elisabeth. Christoph Daniel Hartlaub, dem Rechtsgelehrten und Rat der Durchlaucht Gräfin von Löwenhaupt. Zur Frömmigkeit und den guten Wissenschaften bestimmt. In welchen er auch solche Fortschritte machte, dass er in den Anfangsgründen des Latein lernte Nomina zu deklinieren. Aber den Tod konnte er nicht deklinieren (abwenden).
Auch das Konjugieren fiel ihm nicht schwer: ich liebe, ich lerne, ich lese, ich höre
er liebte Jesum, er las die Bibel, er lernte die Unschuld, er hörte die Stimme des Schöpfers, die ihm im Jahre 1724, am 7. Mai zu Lohnsfeld lehrte, glücklich zu sterben, nachdem er 5 Jahre und 226 Tage gelebt hatte, damit er im ewigen Leben wisse, Gott zu lieben und von Gott geliebt zu werden, das Buch des Lebens zu lesen und in jenem gelesen zu werden die Verachtung der Welt zu lehren und im Himmel gelehrt zu werden, die Chöre der Engel zu hören und in ihnen gehört zu werden.

Gehe weg, Wanderer, und lerne welches sind die Activa und Passiva der Christen (nämlich) die Denkmäler der Liebe und des Schmerzes gesagt von Christoph Daniel Hartlaub."

 

ab 1930

ab 1930

Dieses schöne Kirchlein war nach der Reformation und der Reunion Simultankirche beider Konfessionen, bis die Katholiken 1931/32 ihre neue Jakobuskirche gegenüber der alten erbauten. Der erste Spatenstich für diese neue Kirche erfolgte am 15.3.1931, die Grundsteinlegung am 7.6.1931 und die Einweihung am 20.11.1932. Katholiken und Protestanten aus Lohnsfeld gehörten in nachreformatorischen Zeit immer nach Winnweiler. Seit 1942 ist Lohnsfeld katholischerseits eine eigene Kuratie, zu der auch die Gemeinden Münchweiler, Gonbach, Potzbach und Höringen gehören.

Nachdem man im Kriegsjahre 1942 die große Glocke und ebenso die beiden großen Glocken der katholischen Kirche für Kriegszwecke abgeholt und eingeschmolzen hatte, ließ man im Jahre 1955 zwei neue Glocken in der Glockengießerei Hamm in Frankenthal für die protestantische Kirche gießen.

Die große Glocke mit einem Gewicht von 151 kg, einem unteren Durchmesser von 655 mm und einer Höhe von 670 mm hat einen dis“ Schlagton.

Die Aufschrift lautet:
+ DER GERECHTIGKEIT FRUCHT WIRD FRIEDE SEIN +
FÜR DIE PROT. KiIRCHE GOSS MICH
MEISTER H. HAMM IN FRANKENTHAL
IM JAHRE DES HERRN 1955

Die kleine Glocke mit einem Gewicht von 84 kg, einem unteren Durchmesser von 539 mm und einer Höhe von 560 mm hat einen fis“ Schlagton.

Die Aufschrift lautet:
+ BEFIEHL DEM HERRN DEINE WEGE UND HOFFE AUF IHN +
FÜR DIE PROT. KIRCHE GOSS MICH
MEISTER H. HAMM IN FRANKENTHAL
IM JAHRE DES HERRN 1955

Zum selben Datum wurden drei neue Glocken für die katholische Jakobuskirche von der Glockengießerei Hamm gegossen. Die Schlagtonlinie liegt rund –6/16 unter Normalstimmung und ist auf die Glocken der protestantischen Kirche abgestimmt (h“ – cis“ – e“ ).

Die kleine Glocke aus dem Jahre 1910, gegossen von der Glockengießerei Johann Georg Pfeifer, früher Georg Hamm, Kaiserslautern befindet sich jetzt im Glockenturm auf dem Schmitterhof.